Finanzen
Den Geldbedarf zur Neuerrichtung ihrer Häuser und zur Verbesserung der Grundstücke namentlich nach Unwetterkatastrophen konnten sie sich meist nur mit der Aufnahme von hypothekarischen Darlehen beschaffen. Oder sie machten einen Anteil Zehntfreiheit zu Geld. So begegnen wir in Hettlingen kaum mehr einem Hof oder einem Grundstück, das im Verlaufe dieser Epoche nicht mit Zinsen in Geld oder in Naturalien belastet gewesen wäre. Sowohl die kapitalkräftigen Verwaltungsämter der Stadt Winterthur wie auch die vermöglichen Bürger der Stadt machten sich diesem Geldbedarf des Untertanendorfes zunutze. Was dabei erstaunt, das ist die grosse Zuversicht, welche von den privaten Gläubigern in die Leistungsfähigkeit der Hettlinger Bauern gesetzt wurde. Manche von diesen kapitalkräftigen Stadtbürgern machten freilich ihre Erfahrungen bei den Konkursen.
Bei diesen vielen Geldaufnahmen konnten wirtschaftliche Zusammenbrüche nicht ausbleiben. In erschreckendem Ausmass traf dies in Hettlingen für die Zeit während des Dreissigjährigen Krieges zu. So fanden in der Zeit vom 20. März 1626 bis 5. Juni 1629 insgesamt 40 Ganten statt. Ein weiterer Winterthurer Gantrödel, der Grundzinse und Geldzinse aufführt, verzeichnet für Hettlingen im Zeitraum vom 27. August 1629 bis 18. Juni 1633 sogar 70 Ganten, 22 davon allein im Jahre 1632. Für Hettlingen fällt es recht schwer auszumachen, wer hier zur Zeit des Ancien Regime reich, hablich, arm oder gar bettelarm war. Es konnten für diese Epoche noch keine Steuerregister gefunden werden. Wie im Folgenden dargelegt wird, war die Armut jedenfalls stark verbreitet.